Archiv
Der Ihlsee hat schon immer die Menschen erfreut und die Gemüter bewegt. Fotos und Berichte bringen uns die Vergangenheit nahe und Erinnerungen werden lebendig.

Der Bad Segeberger Chronist und Historiker Dipl.-Ing. und Fachjournalist Peter Zastrow verfügt über ein interessantes Archiv mit Fotos und Texten rund um den Ihlsee. Wir sind sehr dankbar, dass Herr Zastrow sich bereit erklärt hat, in der Rubrik ARCHIV ausgewähltes Material aus seiner Sammlung zu veröffentlichen.



Waren das nicht traumhafte Preise?




Mit einem solchen Flyer durfte man noch 1935 für den Ihlsee und den Ihlwald werben.



Im Sommer 1945 hatten die Engländer in Bad Segeberg nicht nur viele Häuser ganzer Straßenzüge besetzt, sonder wollten das gesamte Strandbad am Ihlsee für sich alleine nutzen. Die Segeberger Jungen konnten sich jedoch durchsetzen, sodass die englischen Soldaten nur eine Hälfte des Strandes für sich in Anspruch nahmen. Um in ihren Badebetrieb Abwechslung zu bringen, bauten sie den ersten Sprungturm den es am Ihlsee-Strandbad überhaupt gab. Der hölzerne Turm wurde am Strand zusammen gezimmert und anschließend mit einem Panzer ins Wasser geschoben und verankert. Die Engländer waren aber so großzügig und ließen die Segeberger Jugendlichen den Sprungturm mitbenutzen. Diese Postkarte stammt aus dem Jahre 1950. Die britischen Soldaten waren gegangen, der Sprungturm blieb.


1960 wurde der hölzerne Sprungturm durch eine stabile Metallkonstruktion ersetzt, die die Firma Ernst Schweim aus der Bahnhofstraße angefertigt hatte.



Das Ihlsee-Restaurant 1968



Bilder


So sah es Ende der 1920er am Ihlsee aus: Das Strandbad war ein Geheimtipp, der nur von der Jugend und Familien aus Klein Niendorf und Segeberg genutzt wurde. Erst später wurde – durch die mittlerweile eingestellte Werbung – eine deutlich größere Schar von Badefreunden angesprochen.


Hochbetrieb im Strandbad Ihlsee herrscht auf dieser Ansichtspostkarte von 1960. Mittlerweile darf für das Strandbad - mit Rücksicht auf den Naturschutz – nicht mehr die Werbetrommel gerührt werden.


Diese Luftaufnahme von etwa 1960 zeigt das Ausmaß des Ihlsee-Strandbades mit seinem weißen Sand und dem flachen Ufer.


Dieses kleine Eiland im Ihlsee ist als Privatinsel für zwei Schwäne entstanden. Im Januar des Jahres 1935 legten zehn Arbeitslose aus Bad Segeberg an der Südwestseite des Gewässers – zum Bruchweg hin – eine lauschige Insel für das seit Herbst 1934 auf dem See lebende Schwanenpaar an.


Segeberger Zeitung, Sonnabend, 23. Februar 2013

Eine Privatinsel für zwei Schwäne?
Was am Ihlsee (früher) so alles ging



Die Segeberger Zeitung unternimmt einen historischen Streifzug durch 80 Jahre Strandbad- Geschichte in Bad Segeberger

Naturschützer würden heute die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und eine ausgewachsene Krise bekommen bei all dem, was früher am Ihlsee problemlos möglich war: Bäume zu fällen, das Ufer aufschütten und mitten im See eine Insel errichten – und das, um zwei Schwänen einen Gefallen zu tun. So geschehen im Jahre 1935. Die Segeberger Zeitung erinnert an acht Jahrzehnte Strandbad-Geschichte.

Von Peter Zastrow
und Michael Stamp

Der Ihlsee entstand vor rund 12.000 Jahren zum Ende der letzten Eiszeit. Er lag einst in Mitten einer öden Heidelandschaft. Für die Bauern aus Klein Niendorf lohnte kein Ackerbau. Sie ließen auf den mageren Weiden ihr Vieh grasen und nutzten den Ihlsee als Viehtränke. Dann kaufte der wohlha-bende Segeberger Grundbesitzer Johannes Kühne, an den heute noch der „Kühneweg“ erinnert, 1890 das Heideland und die Wiesen entlang des Sees von der Stadt Segeberg. Er forstete zwi-schen 1892 und 1897 die Ländereien auf und so entstand der Ihlwald. Dort, wo Kühne direkt am See einen Streifen frei ließ, liegt heute das Strandbad. Damals traf sich hier nur die Jugend aus Klein Niendorf und Bad Segeberg zum Baden.

Viehtränke wurde zum modernen Strandbad
Das änderte sich ab 1930 schlagartig. Die Hamburger „Gembeha“ Grundstücksverwertung GmbH erwarb für 138 000 RM von der Gemeinde Klein Niendorf einige Flächen am Nord- und Ostufer des Ihlsees und im Ihlwald. Das Land wurde in Parzellen eingeteilt, mit Strom- und Wasseran-schlüssen versehen und zum Bau von Wochenendhäusern verkauft. Quadratmeter-Preis: eine Reichsmark. Um die Grundstücke attraktiver zu machen, ließ die Gesellschaft die ehemalige Viehtränke am See in ein Strandbad umgestalten. Dazu wurde Sand aus einer benachbarten Sandkuhle geholt und dieser am Ufer und vor der Badestelle im Wasser verteilt. So entstand nicht nur ein wunder-schöner Sandstrand, sondern auch ein kinderfreundliches Bad mit gleichbleibender Wassertiefe, die bis 35 Meter in den See hineinreicht. Gleichzeitig entwarf der Hamburger Architekten Gustav Meves das bis 2008 noch in seiner Grundsubstanz bestehende Ihlsee-Restaurant. Im Spätsommer 1931 hatte der Segeberger Bauun-ternehmer Julius Meyer für insgesamt 36.000 RM den Bau fertiggestellt und am Badestrand Um-kleidekabinen errichtet. Das Lokal fand schnell einen Pächter: den Hamburger Gastronom Rudolf Diestel, Betreiber vom „Börsenhofes“. Er pachtete Strandbad und Ihlsee-Restaurant auf zehn Jah-re. Noch im Jahr 1931 zog er mit seiner Familie in das gerade fertig gestellte Gasthaus am Ihlsee ein. Trotz großformatiger Hinweisschilder an der Eutiner Straße und Anzeigen in Hamburger Zei-tungen lief der Verkauf der Ihlsee-Grundstücke aber nur schleppend an – mit gravierenden Folgen: Die „Gembeha“ 1932 Konkurs anmelden musste. Weder Bauunternehmer Meyer und noch die Gemeinde Klein Niendorf hatten bisher Geld erhalten. So wurde durch Zwangsversteigerung 1934 Bauunternehmer Meyer Eigentümer des Ihlsee-Restaurants, die Gemeinde erhielt die Badeanstalt und die inzwischen angelegten Bootsvermietung als ihr Eigentum zurück. Um die Attraktivität des Strandbades zu erhöhen, ließ die Gemeinde Klein Niendorf im Januar 1935 durch zehn Arbeitslose aus Bad Segeberg das Gelände aufschütten. Die Männer hatten für zwölf Wochen Arbeit- und der See erhielt durch die Verkleinerung seine alte Größe zurück, die er vor einigen Überschwemmun-gen gehabt hatte. Zudem hielt sich auf dem Ihlsee ein Schwanenpaar auf – sehr zur Freude der Badegäste. Während es die majestätischen Vögel auf dem Großen Segeberger See bereits in großer Zahl gab, waren sie auf dem Ihlsee noch nicht heimisch geworden. Da sollte nachgeholfen werden: Man legte an der Südwestseite zum Bruchweg hin eine künstliche Insel samt Schwanenbehausung an. Weil damals der Wasserspielen 42 Zentimeter unter dem Normalstand lag, waren jetzt keine Über-schwemmungen mehr zu befürchten. Das kleine Eiland besteht übrigens noch heute- alle, die sich jemals gewundert haben, warum dort Pfähle im Wasser stehen, wissen nun Bescheid: Die Pfähle sollen das Abrutschen des aufgetürmten Sandes verhindern. Am 1. April 1937 wurde Klein Niendorf zu Bad Segeberg eingemeindet und damit kam das Strandbad in städtischen Besitz. Bauunternehmer Julius Meyer hatte bereits 1936 sein Ihlsee-Restaurant an die Stadt verkauft. Rudolf Diestel blieb länger als die geplanten zehn Jahre: Bis 1958 war er Pächter des Restaurant und der Badeanstalt. Dann verkaufte die Stadt das Restaurant samt Grundstück für 50.000,-DM an den Todesfelder Herbert Lange. Das Strandbad blieb jedoch im Ei-gentum der Stadt. Herbert Lange wollte 1965 das Lokalgebäude aufstocken und im 1. Stock einen ca. 240 m² großen Saal einrichten. 1968 sollte sogar noch ein Bettentrakt in Richtung Strandbad angefügt werden.

Hotelpläne wurden gleich zweimal beerdigt
Nach Protesten verschwanden all diese Pläne in den Schubladen und es entstand 1969 lediglich eine Minigolfanlage neben dem Restaurant. Sie ist längst abgerissen. Nach Langes Tod 1974 über nahm sein Bruder Bruno für kurze Zeit das Ihlsee Restaurant. Aus Altergründen verkaufte er das Restaurant mit Grundstück wieder an die Stadt. Es begann eine Zeit, in der die Kommune mit wechselndem Erfolg versucht, dort eine entsprechende Gastronomie zu etablieren. 1992 wollte die Bad Segebergerin Heidrun Schoch, zugleich Vorsitzende Der CDU-Fraktion in der Stadtvertretung, das idyllische Plätzchen in eine Hotelanlage umzuwandeln. Nach unüber-hörbaren Protesten der Bevölkerung, die um ihr Strandbad fürchteten, zog sie die Pläne zurück und damit die kommunalpolitische Karriere der Investorin war auf eine n Schlag erledigt. Die Pächter gaben sich in der Gaststätte fortan die Klinke in die Hand. Doch sowohl ein Koch, der filigrane französische Küche anbot, zugleich aber an Grünkohl und Bratkartoffeln schei-terte, als auch andere Konzepte („Rippchen, bis der Arzt kommt“) gingen geschäftlich und kulina-risch in die Ewigen Jagdgründe. Außerdem bot das Gebäude inzwischen fließendes Wasser – und zwar auf dem Fußboden. Das Alter der Immobilie machte sich schmerzhaft bemerkbar, und kein Reparaturversuch der Stadt war von dauerhaftem Erfolg gekrönt. Zuletzt wurde das Haus giftgrün gestrichen und in ein Chinarestaurant umgewandelt – da es aber in Bad Segeberg und Umgebung schon etliche derartige Lokale gibt, blieb der große Erfolg aus.

Lagune und Sauna wurde abgebügelt
Inzwischen war die Mittelzentrum-Holding - ein gemeinsames Unternehmen der Städte Bad Sege-berg und Wahlstedt – auf den Plan getreten. Sie hatte 2002 neben den Hallenbändern auch das Strandbad Ihlsee übernommen. Der damalige Prokurist hatte große Pläne: 2005 sollte ein auf-wendiger Bade- und Saunabetrieb entstehen. Unter anderem war vorgesehen, eine Lagune in den See hinein zu bauen. Die Stadt Bad Segeberg bügelte die kostspieligen Pläne ab. Wenig später trug der ehrgeizige Prokurist dazu bei, dass die Holding das neue Spaßbad „FehMare“ auf Fehmarn übernahm – und ein paar Millionen Euro an Steuergeldern versenkte. 2009 kam es zu drastischen Veränderungen am Ihlsee. Die Stadt ließ das 78 Jahre alte ma-rode Restaurant abreißen und vergab das Grundstück in Form einer Erbpacht auf 99 Jahre an Gastwirt Thomas Popelka. In der Stadtvertretung herrschte große Uneinigkeit über diesen Vertrag. Die CDU war strikt dagegen; SPD und Freie Wählergemeinschaft befürworteten das Vorhaben, obwohl ihr gemeinsam vorgeschlagener und gewählter Bürgermeister Dieter Schönfeld lebhaft da-vor warnte. Doch Schönfelds Vorgänger Hans-Joachim Hampel unterschrieb am allerletzten Tag seiner Amtszeit den Vertrag mit Popelka. Am 10. Juni 2010 eröffnete am Ihlsee ein modernes, me-diterranes Restaurant mit Festsaal. Inzwischen machte der Ihlsee mehrfach Schlagzeilen, weil Investoren allzu offensiv mit der Säge umgingen. Das größte Problem war aber ein anderes: Das Mittelzentrums-Holding schramm-te wegen des „FehMare“-Desasters nur haarscharf an einer Insolvenz vorbei. Um zu verhindern, dass das Strandbad bei solch einer Pleite unter den Hammer gerät, will Bürgermeister Schönfeld die Badeanstalt in die Hände von „honorigen Bad Segeberger Bürger“ geben. Ein Verein soll im Jahr 2014 die Trägerschaft übernehmen. Die Stadt will sich durch ein Rückkaufrecht und andere juristische Instrumenten absichern, um das Bad für die Bevölkerung zu erhalten. Schließlich sollen sich auch in 80 Jahren nicht nur die Schwäne am Ihlsee wohlfühlen.